Managersprache

Wenn junge Idsteiner bald in die Berufswelt einsteigen, sollten sie von der Managersprache gehört haben, wenn sie nicht unangenehm auffallen wollen.

 

ManagerspracheEs gab mal eine "Managersprache", da ist man mit dem „Flieger“ zu seinen Kunden geflogen. Damals war es chic, bescheiden zu sein und in der Kindersprache zu reden. Wie benimmt sich heute der jugendlich dynamischen Manager? Er fährt mit dem Roller in den Betrieb. Der Haustürschlüssel hängt in Form einer Checkkarte um den Hals. Wichtige Beigaben sind der Kaffeebecher in der Hand, das Lieblingsspielzeug „Handy“  im permanenten Blickfeld  und Stöpsel im Ohr.  Er pflegt eine dynamische und moderne Managersprache.

Jugendliche, die ihren ersten Job in einem Großunternehmen antreten, sollten wissen, was sie sprachlich erwartet. Hier eine kleine Einführung in die Managersprache 2016 (alle Begriffe sind mir in meiner  langjährigen Praxis in Großunternehmen begegnet)


Typische Managersprache per E-Mail:

E-Mail von 2015 an mich:

Im vorliegenden Dokument wird die Zielarchitektur und Umsetzungsempfehlung für die Abwicklungskerne in unserem Geschäft beschrieben. Nicht Bestandteil des Kerns sind folgende Top-Down betrachtete Service-Domänen und Applikationen der Abteilung.....usw.

Alles klar? (Ich habe die E-Mail bis heute nicht verstanden!)

 

Beispiele der Managersprache

Zeitfenster: In welchem Zeitfenster können Sie das machen?  Also: Wann haben Sie Zeit?

Zeitnah: Ich möchte das Ergebnis zeitnah auf meinem Schreibtisch haben. Also: möglichst bald

Roadmap: Fahrplan, Plan für die Vorgehensweise zum Beispiel bei einer Präsentations-Tour.

Backoffice: Bei der Bank ist zum Beispiel das Frontoffice der Schalter, an dem man Kontakt zum Kunden hat. Hinten im Büro, im Backoffice,  wird normale Büroarbeit gemacht, dort hat man in der Regel keinen Kontakt zum Kunden.

Peakday:  ist der Tag, an dem am meisten los ist. So könnte z.B. bei IKEA ein Samstag vor Weihnachten  ein Peakday sein, weil dann mit besonderem Kundenansturm zu rechnen ist.

Facility Management: In Großunternehmen die Abteilung, die sich mit der Reinigung und Verwaltung der Gebäude befaßt. (Toiletten, Flure, Büros, Hof und Vorplatz, Fenster im Hochhaus). Als Berufsbezeichnung für einen erfahrenen Lokusputzer könnte man auch nehmen: Senior Facility Manager.

Kommunizieren:  Korrekt kommuniziert man miteinander. Heute wird es aber meist im Sinne von mitteilen / besprechen gebraucht: Ich kommuniziere dir die Änderungen. Ich muß das noch mit der Filiale Hamburg  kommunizieren.  Der sprachliche Gipfel ist, wenn drei Mitarbeiter etwas sogar "bilateral" kommunizieren.

Go: Zusage, Freigabe, grünes Licht. Bevor wir loslegen, brauchen wir das GO von Herrn Meier.

To do Liste: Liste mit allen Punkten, die noch zu erledigen (to do) sind.

Asap: As soon as possible - so schnell wie möglich

Flyer: Faltblatt

Handouts: Zettel bzw. Unterlagen, die im Unterricht oder bei Vorträgen verteilt werden

Give aways: Kleinigkeiten, die man kostenlos als Werbegeschenke verteilen kann (z.B. Kugelschreiber auf der Messe)

Goodies: das Gute, der Vorteil. Was sind die Goodies bei Ihrem Vorschlag? Die Goodies dabei sind….

DOs und DONTs:  (to do und not to do), Die Dinge, die man unbedingt tun muß, und diejenigen, die man auf keinen Fall tun darf.

Nice to have:  Neben den DOs und DONTs gibt es auch noch Dinge, die nicht nötig sind; aber man freut sich, wenn sie dabei sind. Zum Beispiel der Autoschlüssel, der im Dunkeln noch leuchtet. Man kann auf das Leuchten verzichten, but it is nice to have this feature.

Staffing: (Staff = Personal, natürlich nicht englisch, sondern amerikanisch ausgesprochen) Planung des Personaleinsatzes. Für dieses Projekt müssen wir das Staffing noch abstimmen. Also: wer macht was?

HR: (englisch ausgesprochen) Human Resources, Personalabteilung. Am Telefon meldet sich dann die Dame mit „Ätsch-A-Firma-Soundso, guten Tag, Sie sprechen mit Sieglinde Piepenbrinck, was kann ich für Sie tun? Sie sprechen englisch? Nein, das können wir nicht!

Auf die Struktur mappen: Zuordnen, anpassen, zuweisen. Eine Abteilung, die in ihrer Arbeitsweise individuell vorgeht, übernimmt die Aufgaben einer  anderen Abteilung.  Nun müssen die neuen Aufgaben auf verschiedene Mitarbeiter verteilt werden. Die neuen Aufgaben werden also auf die neue „Struktur gemappt“, bzw. den Mitarbeitern zugewiesen.

Limit: Ist im Bankwesen eine Geldgrenze, z.B. man kauft Aktien zum Kurs von maximal 100,- Das obere  Limit ist also 100,- Euro. Plural von limit = „limits“. Bei den Banken werden aber nur „Limite“ verwendet. Es ist heute beliebt, Worte aus Fremdsprachen nach deutschen Regeln zu deklinieren bzw. konjugieren.

Compliance Operations: In Großunternehmen ein Geschäftsbereich für „Ordnungsmäßigkeit“. Da werden  folgende Themen behandelt: Security transactions  (Sicherheit bei der Abwicklung eines Geschäftsvorfalls)  oder Suspicious transactions (verdächtige Geschäftsvorfälle) oder Investigative Services (Untersuchungen, Nachforschungen)

Executives: Die erste Führungsebene. Nachdem Firma-A die Firma-B aufgekauft hatte, wurde über die Besetzung der Executives entschieden

Keyplayer: Hauptperson/Drahtzieher/Macher. Herr Schulz war der Keyplayer im Untenehmen.

Der Fix, fixen: Die Korrektur, reparieren, in Ordnung bringen

Telefonkonferenz: Ich muß noch eine Telefonkonferenz mit Hamburg (Filiale) machen = ich muß noch anrufen!

Im Fokus haben: Im Blick haben, anpeilen, planen, beobachten

Task force: Arbeitsgruppe, Einsatzkommando.  Wir haben eine Task Force ins Leben gerufen, die die Aktien-Kurse permanent überprüft.

Input:  Informationen.  Ich brauche noch Input von ihm (Er muß mir noch etwas erklären)

Hinjumpen: Schnell irgendwo hingehen

Change-Management: in jedem Unternehmen gibt es eine IT (Information Technology), eine EDV-Abteilung, in der Computer-Programme  geschrieben werden. Diese Programme werden ständig geändert und angepaßt (aufgrund von Fehlern, Gesetzes-Änderungen, neuen Anforderungen usw.). Die Abteilung, die Anstöße für Programm-Änderungen  aufnimmt und zur Durchführung weiter gibt, ist das Change Management.

Change Request: Eine Anfrage/Anforderung mit der Bitte, das Computerprogramm entsprechend  zu ändern. Wenn z.B. bei einem Kontoauszug die Überschrift geändert werden soll, so wird ein „Request aufgemacht“. Dieser Request hat eine Nummer und ein Betreff und beschreibt im Detail die Anweisungen und Regeln für die Programmänderung.

Incident oder Défect: "Defect" wird auf der ersten Silbe betont!!!! Ist ähnlich wie ein Request: es muß an einem Programm etwas geändert werden. Die Änderung wird aber nicht von außen (Kunde, Sachbearbeiter) angefordert, sondern es ist meist ein technischer Hintergrund: Programm ist abgebrochen, oder Daten auf einer Platte waren nicht verfügbar usw.

Die Managersprache war früher deutsch

Päckchen schnüren: Jetzt alle Vorbereitungen treffen

Ein Ei auf die Schiene nageln: Wenn es im Betrieb ein großes Problem gab, konnte der Berater (consultant)  auf jeden Fall das Unmögliche möglich machen.

Aufgleisen:  "Auf die Schienen setzen". Jemanden schulen, jemandem etwas beibringen, jemanden fachlich auf den neuesten Stand bringen.

Flieger: Das Flugzeug. Wann geht dein Flieger?

Briefen: Jemanden informieren, jemanden fit machen, jemanden mit Informationen und Argumenten versorgen, damit er sich im Gespräch, beim Vortrag oder bei einer Verhandlung gut schlägt.

 

 

Managersprache von Volker Elstermann, Idstein